Pre Ericha



Zweisprachig. Weil es noch jemand besonderer lesen wird, der aber kein Slowakisch spricht. Und trotzdem versteht er mich. Manchmal so gut, wie gut ich mich selbst nicht verstehe.

Für Erich. Weil er mir zuerst ein Brief geschrieben hat. Weil er mir dann ein Füllfeder in die Hand gelegt, und ein Stoß Papier geschenkt hat, und ... und das war's. Jetzt schreibe ich. Dank ihm schreibe ich wieder Briefe, und ich schreibe doppelt so viel, weil ich nicht nur eine, sondern zwei Sprachen im Herz habe.

Um die Gefühle auszudrücken, braucht man irgendeine Sprache. Ob Musik, Tanz, Bilder, oder Wörter, jedes davon spricht über Gefühle, vermittelt sie weiter. Wenn die Sprache nicht da ist ... erstickt der Mensch langsam ;-)

Lange Zeit her, noch zu Hause in der Slowakei, war meine Sprache überall und ich war mittendrin. Musik im Chor, Gedichte, Geschichten. Auf Slowakisch. So natürlich wie das Ausatmen nach dem Einatmen. Dann habe ich das alles hintergelassen um meinem Traum nachzugehen. Hintergelassen, aber nicht für immer, nicht weil ich schon genug hätte...
Ich wollte nach Wien. Die Stadt hat mich gerufen, hat sich langsam in mein Herz eingewurzelt. Oder vielleicht war sie schon immer da, kleiner Keim, und ist zur richtigen Zeit aufgewacht? Ich wollte so sehr hin, dass es damals gar nicht wehgetan hat, alles zu Hause zu lassen. Die Sprache auch, Muttersprache, Sprache des Herzens. Ich habe es eigentlich fast nicht bemerkt. Es gab doch so viel zu tun, zu lernen, zu sehen ... nur ab und zu, wenn ich kurz stehen blieb, konnte ich nicht richtig ausatmen.

Fremdsprache heisst nicht um sonst FREMDsprache. Am Anfang ist sie wirklich fremd.
Schon langsam im Kopf, aber vom Herz noch so weit weg.
Und dann, vor ein Paar ... Wochen? Tagen? Stunden? War es nicht gerade jetzt, ein Paar Minuten her? Oder sind schon Jahre vorbeigegangen? Wann, und wie, war's eigentlich?
Die Sprache ist nicht mehr fremd. Ich kann sie fühlen, spüren in mir, im Mund, wenn ich rede, in der Hand beim Schreiben. Im Herz wenn du schreibst, wenn du redest... Das Gefühl ist da. Es ist, einfach und gleichzeitig so tiefgehend. Die Wörter, die Buchstaben, sie kommen, und wissen genau wo ihr Platz ist.

Ich sitze in deiner Wohnung,
an deinem Tisch,
schreibe mit deinem Stift
auf dein Papier, und nasche dabei
deine Nutella ;-)
Der Brief ist für dich,
aber
die Sprache ist nicht mehr deine.
Nicht nur deine.
Es ist auch meine Sprache.
Du hast sie mir geschenkt
mit dem ersten Gedicht,
ersten Brief.
Danke

Hab' dich lieb.

1 other thoughts:

worte aus der kugel 5/4/07 21:45  

Die ersten Worte, die hier stehen, sollten eigentlich slowakisch sein.....
Bitte, übersetze du sie für mich, ich möchte, daß auch die Antwort zweisprachig für alle lesbar ist.


für die frau,
die meine sprache
jetzt mit mir teilt.....

die mir auch meine sprache
wiederschenkte.....

die mir meine sprache
raubt.....


für die frau,
die meine worte
oft so hilflos macht.....

die mir die grenzen
meiner muttersprache zeigt.....

für dich,
die du immer wieder
für momente
mein ganzes leben bist.....

bleib es,
solange du magst.